AICHHALDEN
Hoch zu Ross bis in die Hauptstadt
Von Peter Schönfelder
Aichhalden-Rötenberg. Schon für einen Menschen ohne Handicap wäre es eine grandiose Leistung, aber Michaela Fuchs ist fast blind und wagt es trotzdem. Am 1. August startet sie zu einem Ritt von Rötenberg nach Berlin. Ein Buch über eine Blinde, die durch China und Tibet reiste, brachte Michaela Fuchs und ihre Freundin Monika Müller auf die Idee. Was zunächst nicht ganz ernst gemeint war, nahm dann aber immer mehr Gestalt an.
In einer Woche macht sich Michaela Fuchs auf den Weg. Dabei sitzt sie auf dem Appaloosa »Chicks Diamond Jim« und auch ihr Blindenführhund »Rex« ist dabei.
Bei der Streckenplanung mussten Fuchs und Müller, die sie als »Trossfrau« begleiten wird, vieles bedenken. »Ich sehe ja beispielsweise die Zäune nicht, aber ›Rex‹ wird mir helfen«, so Michaela Fuchs. Der Schäferhund wird sie vor Hindernissen warnen und den Weg erkunden. »Wenn ich auf dem Pferd sitze, habe ich natürlich nicht mehr den engen Kontakt zu ›Rex‹, deshalb muss ich besonders achtsam auf ihn sein«, sagt Fuchs. Aber sie und ihr Hund sind gut aufeinander eingespielt. Sie wird meist auf gut ausgebauten Wanderwegen unterwegs sein, auch ein Navigationsgerät soll helfen, dass sie nicht irgendwo in die Irre gerät. Rund 30 Kilometer hat sie sich Tag für Tag vorgenommen, je nach Strecke wird sie bis in die Hauptstadt 800 bis 900 Kilometer zurücklegen. Am 30. August muss sie ihr Ziel erreicht haben.
Am wichtigsten sei ihr jedoch das Wohlergehen der beiden Tiere während der Reise. »Rex« hat sogar bei der Eschbronner Tiertherapeutin Alexandra Vetters-Müller ein vorbereitendes Training absolviert.
Dieser »Wanderritt«, wie Michaela Fuchs lächelnd untertreibt, ist übrigens der erste, den sie unternimmt. Eine echte Premiere. Langsam wächst die Spannung. »Man fragt sich schon, ob man an alles gedacht hat.« Aber Monika Müller, ihr Mann Eberhard und deren Sohn Jörg, die in Rosenfeld den Reiterhof »Pelzmühle« betreiben, und sie in jeder Weise unterstützen, haben sie in ihrem Vorhaben bestärkt.
Das war nicht bei jedem so. »Viele Bekannte haben angezweifelt, dass ich es schaffe.« Die Skepsis war nicht gering. »Das tat manchmal weh«, gibt die 39-Jährige zu. Mit ihrem Ritt will sie zeigen, zu welchen Leistungen auch Menschen mit Behinderung fähig sind. Zwar hat sie dies durch ihre erfolgreiche Teilnahme an den Paralympics längst bewiesen, doch die ausgebildete Heilpädagogin und experentielle Reittherapeutin (IFERT) hofft auf einen ganz praktischen Nutzen. Bisher schrecken potenzielle Arbeitgeber noch zurück, sie fest anzustellen und die durch den Ritt gewonnene Aufmerksamkeit könnte dabei helfen. Das ganze Dorf fiebert mit der Rötenbergerin, die jetzt in Berlin wohnt, mit. Es wird sogar eine richtige Verabschiedung geben, zu der auch der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder sein Kommen zugesagt hat. Auch der Verein zur Förderung des Heilpädagogischen Reitens unterstützt die Tour. Interessierte können die Reise von Michaela Fuchs unter http://reittourschwarzwald-berlin.blogspot.com verfolgen und kommentieren.
24.07.2009 - aktualisiert am 24.07.2009 19:22
Sonntag, 26. Juli 2009
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